Freitag, 25. November 2011

Der Sinn der Castorproteste


Was wollen die denn, der Ausstieg ist doch längstens beschlossen.“, hört man im Vorfeld der heißen Phase des letzten Castortransportes aus Frankreich. Ist da der Protest überhaupt noch sinnvoll? Selbst Winfried Kretschmann, der Ministerpräsident von Baden Württemberg kann den Castorprotest nicht nachvollziehen.



Copyright: Paula Schramm
Ziele des Widerstandes



Zu Beginn des bundesweiten, offenen Widerstandes gegen die Atommülltransporte gab es mehrere Beweggründe. Einerseits waren die Anwohner im Wendland wenig begeistert, dazu auserkoren zu sein, Deutschlands Atomklo zu werden.

Sie wurden von Aktivisten aus ganz Deutschland unterstützt. Ein Hauptkritikpunkt war damals, dass es nicht angehen könne, erst seinen Müll nach Frankreich zu bringen und dann dafür zu demonstrieren, dass die ihn behalten.

Darum ging es aber nie. Es war immer auch das Ziel des Protestes, das "Kapital" mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Das Ziel der Proteste war eben, die Transporte so teuer zu machen, dass sie undurchführbar wurden. Hat ja auch ganz gut geklappt. Beim zweiten Transport explodierten die Kosten auf 58 Mio. DM. Wochenlang waren die Dienstposten der Polizei verweist, weil Überstunden abgefeiert werden mussten.



Nicht zuletzt dieser Effekt des Protestes führte dann zum rot-grünen Ausstiegsbeschluss. Danach erregten die Atommülltransporte wesentlich weniger Aufmerksamkeit.



Der Widerstand heute



Das änderte sich schlagartig, als der Ausstiegsbeschluss von der schwarz-gelben Nachfolgeregierung mal eben kassiert wurde. Das stellte die Anti-Atom-Bewegung auf eine völlig neue Basis. Das waren plötzlich nicht mehr nur Anwohner, linke Spinner, Chaoten, Ökos und andere „obskure Typen“. Das waren jetzt vor Allem Menschen, die sich von der Politik mächtig verarscht fühlten. Und so dramatisch der GAU in Fukushima auch ist, er kam für die deutsche Anti-Atom-Bewegung zu einem passenden Zeitpunkt. Die Druckwelle der Explosionen in Fukushima fegte nicht nur Stefan Mappus aus dem Amt, sie veranlassten Angela Merkel zu einem Kurswechsel, von dem sich ihre Parteifreunde immer noch nicht erholt haben. Und sie festigte den Widerstand. Er ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.



Ist der Widerstand noch sinnvoll?



Bis zum Abschalten des letzten Kernkraftwerkes sind es noch mehr als ein Jahrzehnt. So lange in Deutschland noch Kernkraftwerke am Netz sind, so lange ist der Ausstieg noch nicht sicher.



Ein weiteres Mal werden sich die Bürger dieses Landes auch hoffentlich nicht noch einmal an der Nase herumführen lassen.



Mit dem Ausstieg fangen die Probleme in Gorleben aber erst richtig an. Das Problem der Endlagerung ist nach all den Jahren immer noch nicht gelöst. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das Problem auch nicht zu lösen ist. Es gibt keinen Ort, der auf Jahrzehntausende sicher ist.



Somit kann es kein sicheres Endlager geben, zumindest nicht auf diesem Planeten. Man kann natürlich das Zeug in die Sonne schießen, doch dazu muss die Raumfahrt so sicher sein, dass uns dasZeug beim Start nicht auf den Kopf fällt.



Solange das Problem der Endlagerung nicht gelöst ist, geht vom Atommüll eine latente Gefahr aus. So lange tun wir gut daran, diese Gefahr uns immer wieder in Erinnerung zu rufen.



Die Proteste gegen die Atommülltransporte sind also immer noch sinnvoll und werden es wohl auch noch eine ganze Weile bleiben. Insbesondere jetzt, wo erstmals auch auf französischer Seite erste Protestaktionen durchgeführt wurden.

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